Ich bin die Erde unter ihren Füßen, uralt und lebendig. Lange lag ich hier brach, trug Gras, Wurzeln und Stille bis eines Tages eine Familie kam. Mit leuchtenden Augen, offenen Herzen und dem Wunsch, im Einklang mit mir zu leben.

Vor einigen Sommern, die Menschen zählten das Jahr 2022, spürte ich ihre ersten Schritte. Ohne große Mittel, wenig Bauwissen und mit einem kleinen Kind an der Hand begaben sie sich auf ein besonderes Fleckchen Land in Hinterpommern: Hügelig, mit vielen Seen beschenkt, wilde Natur und wenig Besiedelung und Infrastruktur. Hier sollte ihr Raum der Liebe entstehen und hier fanden wir zusammen. Ich freute mich über die Nähe des Mannes zu mir (oder sollte ich lieber Waldzausel sagen?): Er schlief in einem kleinen Zelt zwischen zwei Eichen, während er eigenhändig ein zwölfeckiges Häuschen für seine kleine Familie in Windeseile baute. Ich freute mich auch sehr über Karoline, ihre großen Gedanken erfüllt mit kraftvollen Bildern von einer starken Menschheit, gepaart mit ihren tiefen Gefühlen, brachten nicht nur eine Rohrdommel zum brummen. Ja und da sind auch noch die beiden Engel. Jede Sekunde füllt mich ihr Barfußtanz mit Liebe auf. Es kitzelt und kribbelt bei jeder Berührung – soviel Energie geben sie in mich hinein.

Der erste Winter kam, rauer als sie ihn kannten. In ihrem kleinen Haus kein fließendes Wasser, zunächst kein Strom. Nur ich, die Erde, der Wind, das Feuer, der Schnee, das Eis, die Wildschweine tief im Wald. Ihr gesamtes Leben spielte sich in einem Raum ab, zuerst mit einem neugierigen Kind und dann mit wachsendem Leben im Bauch und einem Schaf auf der Terrasse. Inmitten dieser Einfachheit entstand noch mehr: Ein Kurs über achtsames, energiebewahrendes Nähen, der bereits vielen Frauen und Familien Freude und Herrlichkeit gebracht hat.

Ein zusätzliches Zimmerchen für das Notwendigste, ihre Trockentrenntoilette, kam zuerst dazu, dann eine kleine Küche mit Dusche, ein Brunnen, ein Schlafzimmer. Und besonders freute ich mich mit ihnen über ihre ersten Gartenschritte, auch wenn diese aus ihrer Sicht heraus, sehr klein schienen. Als das zweite Kind hier geboren wurde, war das Haus noch im Wandel und doch schon ein Raum der Geborgenheit. Die Geburt war Teil meines Atems: Getragen vom Vertrauen, geerdet und kraftvoll.

Ich zeigte ihnen ihre Grenzen und wie viel Kraft wirklich in ihnen wohnt. Oft lauschte ich ihren Gesprächen – in der Stadt, so sagten sie – waren sie oft abgelenkt und lebten nicht wie sie es sich erträumt hatten. Leuchtreklame und Lärm, oft Abgelenkt. Hier in meiner Natur finden sie mehr und mehr zu sich. Jetzt, da sich die Wolken lichten, beginnen sie, durch zu atmen. Zeit tut sich auf, auch für das Teilen ihrer Geschichte. Sie öffnen hier ein Fenster für die, die ihre Wege mit Interesse, Herz, Händen und anderen Mitteln begleiten.

Und während sie und andere liebende Hände ihre Häuser und Gärten aufbauen, spüre ich, wie ich aufblühe. Mein Boden lebt mit jedem Raum der Liebe wieder auf, viele Tiere kehren zurück und die Kinder wachsen naturverbunden auf.

Ich schenke ihnen alles was sie brauchen zum Leben.

Sie schenken mir alles was ich brauche zum Leben, sie hören und achten mich.

Einer der schönsten Momente in unserem Alltag auf unserem Land ist morgens das Aufwachen mit unseren Kindern. Alle können in ihrem Tempo in den Tag starten. Manche starten wie eine Rakete und andere Trudeln in den Tag hinein. Dabei empfinden wir unseren Engeln echte Zuwendung zu schenken – ohne zeitlichen Druck und Termine – als besonders Wertvoll. Da in Polen keine Schulpflicht existiert (nur eine Unterrichtspflicht) wird uns das Problem der Taktung von außen weitestgehend verschont bleiben.

Muttererde hört zu wenn man spricht, sie hat unseren Herzenswunsch erhört und uns dabei unterstützt, sodass wir immer glücklicher auf unserem Land leben können. Unglaublich und verrückt, dass wir diesen Schritt – von der Metropolregion Hamburg nach Irgendwo im Nirgendwo – so geschafft haben.

Ohne Vorkenntnisse im Häuserbau habe ich ein Häuschen für uns gezimmert. Oh nein, das ist nicht genug, ich habe mir noch eines der kompliziertesten Formen ausgesucht – ein 12eck – und das in nur 7 Wochen. Ich liebte es um 5 Uhr morgens aufzustehen und an das Werk zu gehen. Ein Jahr vorher hätte ich noch gestöhnt in meinem warmen und kuscheligen Bett – 5 Uhr und er Wecker klingelt – Examenssichtstunde, ich muss eine Prüfung abnehmen – Oh Gott, nein – lass den Kelch an mir vorübergehen! Wir liebten unser neues Leben und unser Land, auch wenn wir nicht nur ein Mal am Rand der Verzweiflung waren und sich unsere Beziehung gar aufzulösen schien. Wir meisterten Herausforderungen in vielen Lebensbereichen und gehen heute weiter als aufrechte Menschen, die ihren Herzen folgen.

Unglaublich welch berührendes Feedback wir immer wieder bekommen. Menschen die uns besuchen kommen, sprechen von einer Wärme, guter Energie und einem lebendigen & spürbaren Raum der Liebe. Wir danken euch so herzlich für euer sein! Auch möchten wir noch weiteren Menschen danken, ohne die unser Schritt vom Lärm ins Laub so nicht geklappt hätte. Konstantin Kirsch und Familie Endlich, die die Krautfindung ins Leben riefen und damit Brücken zwischen Visionen und Realität haben entstehen lassen. 32 Menschen die uns innerhalb unserer Krautfindung den Rücken gestärkt, an uns geglaubt und vertraut haben. Für uns werdet ihr immer Helden bleiben – in tiefer Dankbarkeit! Ein Teil von euch ist immer bei uns. Und auch noch vielen weiteren Menschen die für uns da waren und die wir aus Platzgründen hier nicht nennen können, sind wir stets herzlich Verbunden.

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Moment mal, warum schneiden sich zwei gebildete Menschen, studierte Ergotherapeuten mittleren Alters ihr sicheres und bekanntes Leben komplett ab um im nächsten Moment in eine völlig neue, unbekannte Welt ohne Sicherheiten zu hüpfen und das ganze noch ohne finanziellen Polster aber mit viel Idealismus?“

Wir wollten nicht nur vegan sein, Topfpflanzen auf dem Balkon pflegen, bisschen was für die Erde tun. Wir spürten einen Ruf. Den Ruf des Menschen der die Erde liebt und achtet als wäre es sein eigenes Kind. Damit das Kind gesund und glücklich lebt, denn das macht auch glückliche Eltern aus. Den Ruf des freien Menschen in unseren Herzen in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft (Falle aus der Rolle damit du aus der Falle rollst…danke Hermine). Wir spürten, dass es für uns keine Alternative gibt die für uns gangbar wäre. Wir sprangen also. 

Mittlerweile, so langsam angekommen in der Natur, sehen wir was für einen Kraftakt von uns gestemmt wurde. Und auch, dass es der beste Schritt war, den wir tun konnten um nachher nicht zu sagen: „Ach hätte ich es doch versucht…“. Wir möchten dich bestärken. Wenn du deinen starken Ruf nach Verbundenheit zur Muttererde spürst – und es muss natürlich nicht so radikal sein wie unser Weg – dann kannst du es schaffen! Wir haben es ja auch geschafft. Wenn dein Umfeld dir sagt, dass du es nicht schaffen kannst, dein Herz aber eine starke naturverbundene und ehrliche Vision trägt, bekommst du Unterstützung.

LULEIKA